Sally Perel liest am Gymnasium am Stadtpark

Die sprichwörtliche Stecknadel fallen hören konnte man am Freitag in der Aula des Gymnasiums am Stadtpark. Sally Perel, Autor der bekannten Autobiographie – Ich war Hitlerjunge Salomon – zog 400 Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufen 9 -12 mit seiner Lebensgeschichte und seiner Botschaft an die heutige deutsche Jugend in seinen Bann.

Über zwei Stunden berichtete Perel von seinem Schicksal im Dritten Reich, das als einzigartig gilt. Der jüdische Junge Salomon hat überlebt in der Uniform des Feindes als Hitlerjunge Jupp. Sally Perel berührt seine Zuhörer zutiefst. Er berichtet vom Abschied von seinen Eltern, von der tiefgehenden Liebe seiner Mutter, die ihren Sohn fortschickt, um seine Chance zu überleben, ein wenig zu erhöhen. Ihr Abschiedswort – Du sollst leben – wird für Perel zum Antrieb seines Überlebenskampfes. Den Wunsch seines Vaters – Vergiss nie, dass du Jude bist – muss Perel lange Zeit hintanstellen. Die Schüler erfahren von Sally Perels dramatischem Weg in die deutsche Wehrmacht, für die er als Dolmetscher arbeitet. Später wird er als Hitlerjunge Schüler des HJ-Eliteinternates in Braunschweig. Perel berichtet sehr offen von seiner Begeisterung für die NS-Ideologie, die ihm wie ein Gift in sein noch jugendliches Gehirn eingetröpfelt wurde und die ihn seine Herkunft und seine Religion beinahe vergessen ließ.

Dennoch kommt Sally Perel heute gerne nach Deutschland, das er als sein Mutterland bezeichnet. Er spricht von seiner Liebe zur deutschen Jugend, aber auch von seinen Sorgen, wenn er wieder Deutsche in Bomberjacken sieht, die er ganz klar als Neonazis einordnet. Und hier wird Perel deutlich: Sein Zeitzeugenbericht soll Wirkung haben. Er macht seinen jugendlichen Zuhörern unmissverständlich deutlich, dass sie die Aufgabe haben, ein Deutschland ohne Hass und Rassismus zu gestalten. Sie müssen sich denjenigen entgegenstellen, die eine menschenverachtende Ideologie propagieren. Sally Perel macht deutlich, dass es nicht um Schuld geht, die Schuld an den Verbrechen des Nationalsozialismus sei nicht vererbbar. Aber es gehe heute um die Würde jedes Menschenlebens, die heutige Jugend müsse alles versuchen, um dieses Recht zu bewahren und rechten Strömungen konsequent entgegentreten.

Wie sehr Perel seine Zuhörer begeistert, zeigt die endlose Schlange seiner Zuhörer, die seine Autobiographie signieren lassen und auch noch ein paar persönliche Worte wechseln möchten. Perel ist dieser Kontakt sehr wichtig. Er nimmt sich für die Jugendlichen viel Zeit. Auch an die Schulen richtet Sally Perel eine klare Botschaft. Die Erziehung zum kritischen Denken ist für ihn die wichtigste Aufgabe der Schulbildung. Dass sein beeindruckender Zeitzeugenbericht zum tragenden Beitrag für eine solche Schulbildung wird, ist sicherlich sein zentrales Anliegen.