Kinderrechte-Tag am Gymnasium am Stadtpark

„Mein rechter, rechter Platz ist frei, ich wünsche mir … die da vorne mit dem Kleid mit den Blümchen herbei“ – wie schwer dieses Spiel sein kann, wenn man den Namen der anderen Mitspieler/innen nicht sagen darf, erkannten die 40 Grundschüler/innen der Paul-Gerhard-Schule schnell. Am Mittwochmorgen besuchten die Viertklässler/innen das Gymnasium am Stadtpark. Der Pädagogik-Grundkurs der Q1 von Lehrerin Lena Cappel hatte mit Unterstützung von Peter-Michael Friedrichs von Amnesty International ein Stationenlernen zum Thema Kinderrechte erarbeitet. Das Kennenlernspiel diente dazu, die Bedeutung des eigenen Namens zu verdeutlichen. Denn laut Artikel 7 der UN-Kinderrechtskonvention hat jedes Kind das Recht auf einen eigenen Namen.

Anschließend teilten sich die Kinder in Kleingruppen auf und durchliefen die Stationen, die die Pädagogikschüler/innen in einem Intensivtag vorbereitet hatten. Der Kurs wählte Artikel der UN-Kinderrechtskonvention aus, die sie den Grundschüler/innen näherbringen wollten. So entstanden vielfältige Ideen und Materialien für einen bunten Vormittag. Was anfangs gar nicht so einfach für die Gymnasiasten war, da sie zum ersten Mal kleine „Unterrichtseinheiten“ sowie anschauliche Materialien oder passende Spiele für Kinder vorbereiten sollten, entwickelte sich schnell zu einer interessanten Auseinandersetzung mit den verschiedenen Kinderrechten.

So entstanden kleine Rollenspiele über Vorurteile, um das Recht auf Gleichberechtigung zu verdeutlichen: „Mädchen können kein Mathe.“ „Alle Jungen sind gut im Fußball.“ Die Oberstufenschülerinnen, die sich diese Station ausgedacht hatten, waren ganz überrascht, wie reflektiert sich einige der Viertklässler/innen zu diesen Vorurteilen äußerten und sogar noch eigene Ideen aus ihrem Alltag einbrachten.

An der Station zur Thema Mitspracherecht diskutierten die Grundschüler/innen eifrig, wer denn nun über die Schlafenszeiten entscheiden dürfe – sie selbst, ihre Eltern oder beide zusammen. „Am Wochenende darf ich manchmal selbst entscheiden, aber unter der Woche entscheiden meine Eltern und ich gemeinsam“, erklärte eine Schülerin. Anschließend sammelten sie Ideen, was sie an Schulen verändern würden, wenn sie noch mehr mitentscheiden dürften: Längere Pausen, keine Hausaufgaben, kein Streit, eine Wasserrutsche und einen Popcorn-Automaten, einen Ausflug mit der gesamten Schule in einen Freizeitpark, aber auch eine Gehaltserhöhung für Lehrer/innen würden die Kinder an ihren Traumschulen einführen.

An der Station nebenan verglichen die Schülerinnen und Schüler ihren Schulweg mit dem von Kindern in anderen Ländern. Erschrocken stellten sie fest, welche Gefahren manche Kinder auf sich nehmen, um zur Schule gehen zu können. „Das ist unfair!“, rief eine Gruppe aufgebracht und berichtete davon, dass sie im Unterricht bereits über Kinderarbeit gesprochen hätten.

Wiederum an anderen Stationen bastelten die Kinder ihr eigenes Tagebuch und setzen sich mit dem Recht auf Privatsphäre auseinander oder diskutierten Lösungswege für Streitigkeiten und Mobbing in Bezug auf das Recht auf Schutz und gewaltfreie Erziehung. Der Sozialarbeiter des Stadtpark Gymnasiums Daniel Kehl unterstütze die Pädagogikkurs ebenfalls und betreute eine Station zum Recht auf Spiel, Freizeit und Erholung. Bei dem kooperativen Geschicklichkeitsspiel „Teambahn“, bei dem man gemeinsam eine Kugelbahn bauen muss während die Kugel rollt, erkannten sie, dass man bei manchen Spielen nur gemeinsam im Team und mit Absprachen ans Ziel kommt.

Nach drei Stunden waren alle Stationen durchlaufen und die Kinder hielten stolz ihren Kinderrechtepass in den Händen. „Es hat Spaß gemacht!“ „Das war mal was anderes.“ „Endlich konnten wir mal praktisch mit Kindern arbeiten.“ – war das Fazit der Pädagogikschüler/innen. Ein Tag zu Kinderrechten bei dem kleine und große Schüler/innen einiges lernen konnten.

Lena Cappel